Angeln ohne Angelschein
Angeln ohne Angelschein – Diese Möglichkeiten gibt es
In der Regel braucht man in Deutschland für alles eine Erlaubnis. So verhält es sich auch mit dem Angeln. Genauso wie man für das Führen eines Fahrzeugs einen Führerschein benötigt, braucht man einen Fischereischein in Deutschland, um als Petrijünger unterwegs zu sein. Angeln ohne Angelschein ist verboten und es drohen empfindliche Strafen bzw. Bußgelder, wenn man beim unerlaubten Fischen erwischt wird. Dennoch gibt es ein paar Möglichkeiten, ohne Angelschein die Freuden eines Petrijüngers zu genießen. Im folgenden Beitrag erkläre ich dir, wie das geht und worauf du beim Angeln ohne Angelschein unbedingt achtgeben solltest.
Grundlegendes zum Angeln ohne Angelschein in Deutschland
Immer wieder stellen sich interessierte Menschen die Frage ob es möglich ist in Deutschland zu angeln ohne Angelschein. Um hier gleich vor den eigentlichen Grundlagen die Frage zu beantworten: Ja! Es gibt die Option, auch ohne Angelschein in Deutschland zu angeln.
Einige Bundesländer haben innerhalb der gesetzlichen Regeln Möglichkeiten geschaffen, die es Interessenten erlauben, auch ohne vorbereitenden Angelscheinkurs und der bestandenen Fischereischeinprüfung in das Hobby Angeln hineinzuschnuppern.
Aber jetzt zu den Fakten.
Was wird benötigt um in Deutschland angeln zu können?
Pauschal kann man sagen, dass man immer einen Angelschein und einen Erlaubnisschein braucht, um in Deutschland fischen zu gehen. Allerdings können diese Scheine unterschiedliche Formen und Gültigkeiten aufweisen. Ohne Dokumente geht hier also gar nichts. Eine Ausnahme bildet der Stadtstaat Bremen. Hier kann man im Küstengewässer auch ohne Angelschein nur mit einem gültigen Personalausweis dem Hobby frönen.
Wer regelt das Angeln ohne Angelschein in Deutschland?
In Deutschland leben wir im Föderalismus. Das bedeutet, dass die Fischerei und eben auch das Angeln Ländersache sind. Jedes Bundesland verfügt über ein eigenes Fischereigesetz. Daher ist das Angeln ohne Angelschein in Deutschland nicht bundesweit einheitlich geregelt, sondern es gibt in jedem Bundesland abhängig vom dortigen Fischereigesetz unterschiedliche Vorschriften.
Um nun gefahrlos ohne Angelschein zu angeln, gilt es sich im Vorfeld gut zu informieren, damit am Ende keine Ordnungswidrigkeit oder Strafe droht. Auch dies ist unterschiedlich geregelt und reicht vom Bußgeld bis hin zur Freiheitsstrafe.
Die Begrifflichkeiten beim Angeln in Deutschland
Es kommt häufig die Frage auf, was der Unterschied zwischen einem Fischereischein und einem Angelschein ist und ob dieser Unterschied Einfluss auf das Angeln ohne Angelschein hat.
Der Fischereischein bildet die Grundlage – ähnlich dem Führerschein beim Auto – für den Erwerb einer Angelerlaubnis und damit das Fischen bzw. Angeln. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Jagen nach dem Fisch mit Netz, aktiver Spinnrute oder passiver Grundrute stattfindet.
Der Angelschein ist ein umgangssprachlicher Begriff und nichts anderes als o.g. Fischereischein. Ohne Schein geht nichts – egal ob “Fischerei” oder “Angel” davorsteht.
Den Fischereischein (Angelschein, Fischerschein) erhält man in Deutschland, nachdem man eine Fischereischeinprüfung (auch Fischerprüfung oder Sportfischerprüfung genannt) erfolgreich abgelegt hat. Somit ist der Fischereischein für die betreffende Person der Nachweis für die notwendige “persönliche Sachkunde”, welche ihn zum tierschutzgerechten Angeln und Töten von Fischen berechtigt. Einige Bundesländer verlangen einen Vorbereitungskurs auf die Fischereischeinprüfung, bevor man zu dieser zugelassen wird. Hier soll der Prüfling die entsprechende Sachkunde erwerben. In anderen Bundesländern wiederum darf man auch ohne einen solchen Vorbereitungskurs an der Fischereischeinprüfung teilnehmen. Auch der Ablauf der Prüfungen für das Erlangen eines Angelscheins ist nicht einheitlich geregelt. In den meisten Bundesländern reicht das Bestehen der theoretischen Prüfung aus, in anderen muss der Prüfling zusätzlich eine praktische Prüfung absolvieren.
Angeln ohne Angelschein in Deutschland: Die Regeln der Bundesländer
Wenn du genau wissen willst, wo und wie das Angeln ohne Angelschein in den einzelnen Bundesländern exakt geregelt ist, findest du im Folgenden alle wichtigen Informationen.
Hier darfst du angeln ohne Angelschein in Deutschland
Anschließend sind die Bundesländer in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt, die das Angeln ohne Angelschein ermöglichen – allerdings immer unter bestimmten Voraussetzungen:
- Baden-Württemberg
- Brandenburg
- Bremen
- Mecklenburg-Vorpommern
- Niedersachsen
- Sachsen
- Schleswig-Holstein
- Thüringen
Voraussetzungen für das Angeln ohne Angelschein
Willst du tatsächlich angeln ohne Angelschein, sind nicht nur die gesetzlichen Regelungen der einzelnen Bundesländer zu beachten. Es gehört auch ein ausreichendes Grundlagenwissen dazu, um im Sinne des Natur- und Tierschutzes keine groben Fehler zu begehen. Denn wenn du dabei erwischt wirst, kann ebenfalls eine Bestrafung erfolgen.
Die Grundlagen – dem Tierschutz zuliebe
Fische sind Lebewesen, welche dem Schutz durch das Tierschutzgesetz unterstehen. Hier gibt es unter anderem Schonzeiten, vorgegebene Mindestmaße der Fische für die berechtigte Mitnahme und noch vieles mehr. Außerdem bedeutet das Angeln auch immer einen gewissen Eingriff in die Natur. Daher sind Kenntnisse in diesem Bereich ebenso wünschenswert. Auch zum Equipment für das Angeln ist ein bestimmtes Maß an Fachwissen unabdingbar. Dessen sollte sich jeder Interessent bewusst sein.
Die Regeln der Bundesländer
Kommen wir zu den Regeln und Vorschriften. Jedes Bundesland hat wie bereits erwähnt hierzu seine eigenen Fischereigesetze entworfen:
Angeln ohne Angelschein in Baden-Württemberg
In Baden-Württemberg dürfen die Besitzer von Gewässern, wie privaten Kleingewässern oder solchen, die zur Teichwirtschaft genutzt werden an ihre Besucher Fischereischeine ausgeben. Das liegt daran, dass diese Gewässer nur teilweise dem Fischereigesetz von Baden-Württemberg unterstehen.
Bei vielen dieser baden-württembergischen Teichwirtschaften handelt es sich um Forellenteiche, die eine artenreiche Fischfauna beherbergen und ihren Besuchern neben dem Fischereischein auch das Ausleihen von Angelzubehör, Picknickplätze und Übernachtungsmöglichkeiten anbieten. Zum Reinschnuppern in das Angeln als Hobby sind sie daher recht gut geeignet.
Angeln ohne Angelschein in Brandenburg
In Brandenburg ist es erlaubt, ohne Fischereischein zu angeln. Das beschränkt sich allerdings nur auf Friedfische und du benötigst eine sogenannte Fischereiabgabemarke und einen Erlaubnisschein für das jeweilige Gewässer (ausgestellt vom jeweiligen Gewässer Inhaber) an welchem du angeln möchtest. Zusätzlich bist du verpflichtet beim Angeln deinen Personalausweis oder ein anderes Ausweisdokument dabei zu haben. Die Fischereiabgabemarken erhältst du bei den örtlichen Angelvereinen oder den unteren Fischereibehörden. Du kannst sie aber auch direkt online bestellen und bekommst dann deine Marke per Post. Die Kosten betragen für Erwachsene 12,50 € / Jahr und für Kinder 2,50 € / Jahr. Das Land Brandenburg erwartet von den Anglern ohne Angelschein das Lesen der Broschüre “Friedfischangeln ohne Fischereischein”, um sich die nötigen Grundkenntnisse anzueignen. Die Broschüre kann online gelesen werden und beinhaltet Informationen zu den bereits erwähnten Mindestmaßen und Schonzeiten von Friedfischen in Brandenburg.
In Brandenburg gilt für das Angeln ohne Angelschein außerdem folgende zusätzliche Regeln:
- Köderfische oder Nachbildungen von Köderfischen sowie Mehrfachhaken, mehrere Haken und das Köderfischsenken sind untersagt.
- Es dürfen max. zwei Handangeln benutzt werden.
- Ausländischen Touristen ist außerdem das Angeln von Raubfischen gestattet. Diese müssen sich als solche ausweisen können und daher ihren Reisepass mit sich führen.
Angeln ohne Angelschein in Bremen
In Bremen darf nur ohne Angelschein angeln, wer in Bremen wohnt. Die Stadt erlaubt es jedem, der mindestens 18 Jahre alt ist und seinen Wohnsitz in Bremen hat, ohne Angelschein zu angeln. Allerdings muss dafür bei der Stadt der sogenannte “Stockangelschein” beantragt werden.
Der Stockangelschein ist lebenslang gültig und wird sofort ausgehändigt, wenn alle notwendigen Unterlagen vorgelegt wurden (Personalausweis oder Reisepass und ein Passfoto) und die Gebühr von 32,00 € (bei Erstausstellung, 20,00 € Zweitausfertigung) entrichtet wurde. Der Begriff Stockangel stammt aus dem 16. Jahrhundert und wurde von der Stadt übernommen. Es darf natürlich mit einer normalen Rute mit Rolle geangelt werden. Ausgenommen sind Naturschutz- und Fischschongebiete. Bevor du loslegst, erkundige dich genau vor Ort, wo du fischen darfst. Außerdem setzt die Stadt voraus, dass du dich als Angler mit den Tierschutz-, Naturschutz- und Fischerei Gesetzen des Landes Bremen auskennst. Die Polizei und die Fischerei- bzw. Gewässeraufsicht, sind berechtigt, dir entsprechende Fragen zu stellen. Für den Bremer Hafen gelten weitere Vorschriften. Die erlaubten Gewässer sind außerdem noch unterteilt und unterschiedlich geregelt, sodass es sich empfiehlt, noch einmal genau online nachzuschauen, bevor man zu einer Angeltour in Bremen startet.
Angeln ohne Angelschein in Mecklenburg-Vorpommern
Das Land Mecklenburg-Vorpommern erlaubt das Angeln ohne Angelschein nicht nur den eigenen Einwohnern, sondern auch den Touristen. Dafür benötigt man einen sogenannten Touristen-Fischereischein und eine Angelkarte. Der Touristen-Fischereischein ist für 28 Tage gültig und kann bei Bedarf mehrfach verlängert werden. Für den Fischereischein werden inklusive der Fischereiabgabe 24,00 € fällig. Dafür bekommt der Antragsteller zusätzlich eine Broschüre, in der alles über die Rechtsgrundlagen, Ordnung beim Angeln, Ausübung der Fischerei und Umgang mit gefangenen Fischen erfährt. Eine Verlängerung des Scheins kostet 13,00 €. Beantragen sollen Touristen den Fischereischein bei dem Ordnungsamt, welches sich in der Nähe ihres Urlaubsortes befindet.
Darüber hinaus muss sich jeder, der in Mecklenburg-Vorpommern ohne Angelschein angeln möchte, eine Angelkarte (Gewässerkarte) besorgen. Diese werden von den Eigentümern oder Pächtern der Gewässer ausgegeben (Binnengewässer). Für die Küstengewässer werden die Angelkarten von der oberen Fischereibehörde aber auch von zahlreichen Angelläden, Kurverwaltungen und Touristeninformationen herausgegeben.
Angeln ohne Angelschein in Niedersachsen
Die Nordsee in Niedersachsen gilt als beliebter Angel-Hotspot. Das Bundesland erlaubt es Menschen ab dem 14. Lebensjahr auch ohne bestandener Fischerprüfung und eigenem Fischereischein an den Küstengewässern zu angeln. Dafür muss man nur seinen Personalausweis mit sich führen. Willst du an einem Binnengewässer fischen, benötigst du zusätzlich eine schriftliche Erlaubnis des jeweiligen Bewirtschafters. Diese Fischereierlaubnisscheine kannst du online erwerben aber auch vor Ort bei den jeweiligen Verkaufsstellen. An der Küste ist das nicht nötig. Allerdings müssen Angler nachweisen können, dass sie sich mit den geltenden Gesetzen und Verordnungen zum Angeln in Niedersachsen auskennen.
Angeln ohne Angelschein in Sachsen
In Sachsen ist angeln ohne Angelschein nur an sogenannten bewirtschafteten Gewässern mit der Erlaubnis des jeweiligen Betreibers möglich. Hier handelt es sich üblicherweise um Forellenteiche oder ähnliche Angelteiche. Dies ist allerdings laut Gesetz nur erlaubt, wenn der Betreiber der Anlage (Zitat):
- über den Umgang mit gefangenen Fischen und deren sachkundige Tötung unterweist und während des Fischfangs beaufsichtigt oder
- einen Inhaber eines Fischereischeins gemäß § 20 mit diesen Aufgaben beauftragt.
An den jeweiligen Gewässern, welche das Angeln ohne Angelschein erlauben, erhält man zusätzlich ein Merkblatt mit den rechtlichen Grundlagen und Verordnungen für das Angeln in Sachsen.
Angeln ohne Angelschein in Schleswig-Holstein
Als touristisch ausgerichtete Küstenregion gibt es in Schleswig-Holstein gleich zwei Möglichkeiten für das Angeln ohne Angelschein.
Zum einen kann man auch hier als Tourist (nicht mit 1. Wohnsitz in Schleswig-Holstein), genau wie in Mecklenburg-Vorpommern mit einem sogenannten Urlauberfischereischein ohne bestandene Angelprüfung und gültigen Fischereischein für 28 Tage auf Fischfang gehen. Erwerben kannst du den Urlauberfischereischein im nächsten Ordnungsamt. Hierfür müssen 20 Euro gezahlt werden, in denen die Fischereiabgabe bereits inkludiert sind. Auch hier bekommt der Petrijünger ein entsprechendes Merkblatt mit den Regeln und Grundkenntnisse für das Angeln ausgehändigt. Der Urlauberfischereischein kann einmal im Jahr gegen eine Gebühr von 10 Euro um zusätzlich 28 aufeinanderfolgende Tage verlängert werden.
Die zweite Möglichkeit für das Angeln ohne Fischereischein bietet Schleswig- Holstein seinen Gästen durch das Angeln ohne Fischereischein an bewirtschafteten Angelteichen oder den Fischerei Touren mit dem Kutter. Man geht davon aus, dass die Angelteich-Betreiber und die Kapitäne der Kutter bzw. ihre Angestellten für die Einhaltung der entsprechenden Regeln und Vorschriften beim Angeln sorgen. Eine entsprechende Fischereiabgabemarke muss allerdings auch hier erworben werden. Dieses kostet für ein Jahr 10,00 Euro und du kannst sie entweder auf dem Kutter oder direkt am Angelteich kaufen. Ebenso bieten viele Kutter und Angelteiche ihren Gästen die Möglichkeit, Angeln und Gerät auszuleihen.
Angeln ohne Angelschein in Thüringen
In Thüringen können sowohl Einheimische als auch Touristen ab dem 14. Lebensjahr ohne bestandener Fischereischeinprüfung und Angelschein dem Angeln frönen. Und zwar durch den Erwerb eines sogenannten “Vierteljahresfischereischein” mit einem Preis von 19,00 €, der wie man schon ahnt, drei Monate im Jahr zum Angeln berechtigt – und zwar einmalig pro Jahr. Als Antragsteller bekommst du zusammen mit dem Fischereischein eine Broschüre ausgehändigt, in der du Informationen zu Fischarten, rechtlichen Bedingungen und den Grundzügen des Angelns findest. Zusätzlich werden ein örtlicher Erlaubnisschein bzw. eine Angelkarte vom Inhaber oder Pächter des jeweiligen lokalen Gewässers benötigt. Geangelt werden darf in Thüringen unter diesen Bedingungen nur mit eine Hand-Angel.
Mögliche Strafen für das Angeln ohne Angelschein – Fischwilderei
In vielen Bundesländern gibt es empfindliche Strafen, wenn man beim Angeln ohne Angelschein erwischt wird. Im Strafgesetzbuch gibt es Paragraph §293, welcher das Fischen unter Verletzung fremden Fischereirechts oder Fischereiausübungsrechts als Straftat mit bis zu 2 Jahren Freiheitsstrafe oder Geldstrafe benennt. Außerdem sind in einigen Bundesländern Ordnungswidrigkeiten mit hohen Geldbußen bis hin zu mehreren Tausend Euro in den landesspezifischen Fischereigesetzen benannt. Bitte beachte in dem Zusammenhang, dass wir keine Rechtsberatung durchführen.
FAQ
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